Thema: Myiasis

Travel Medicine Clinic

Am Campus Bangkok Hospital begrüßen wir Patienten aus über 160 Ländern. Zu unserem Alltag gehören neben den in Asien vorkommenden und reisemedizinisch bedeutsamen Erkrankungen auch Krankheitsbilder, welche hier in Thailand nicht endemisch sind.
Unser Team der Travel Medicine Clinic ist vorbereitet.

Eine Myiasis ist eine Infektion durch Fliegenlarven. Diese ist in Thailand nicht endemisch. Bei einem Besuch in Thailand werden Sie somit niemals mit diesem Krankheitsbild konfrontiert werden.
Unsere Ärzte hingegen treffen auch auf Patienten mit diesen "unerwünschten Mitbringseln".

Case Report

Vorstellig wurde ein erwachsener Patient mit juckenden Schwellungen am oberen Hinterkopf.
Während eines wunderbaren Urlaubs in Costa Rica bemerkt der Patient während eines Besuches im Corcovada Nationalparks plötzlich eine juckende Stelle am Hinterkopf. Zu sehen war da angeblich nichts, also ging er von einem Mückenstich oder einer Reizung durch Sonnenstrahlen aus. 10 Tage später reiste er wieder nach Hause (Deutschland) - mit dem weiterhin juckenden Areal am Hinterkopf.
Dort angekommen, zeigten sich kleine "schorfige Erhebungen" und leichte Schwellungen.
Vielleicht ist es eine Haarbalgentzündung? Vielleicht aber nur entzündete Pickel durch das viele Kratzen an den Stellen? – dachte er.
Vorsichtshalber wurde er bei Fachärzten vorstellig und es wurde ein oberflächiger Abstrich gemacht und ins Labor geschickt, sowie ein knochengängiges Antibiotikum zur Einnahme verordnet, um ein Übergreifen der Entzündung auf den Schädelknochen zu verhindern. Das Laborergebnis belegte lediglich eine übliche Kommensale der Haut. Nichts half und mittlerweile waren die Stellen heftiger geschwollen und bereits schmerzhaft.

Zwei Wochen waren bereits vergangen seit seiner Rückkehr aus Costa Rica nach Deutschland, als er bei uns vorstellig wurde.
Gründlich gereinigt zeigte sich das Areal mit typischen Atemlöchern von in die Haut eingedrungenen Parasiten.
Unter einer Lokalanästhesie wurden die Stellen mit dem Skalpell eröffnet.
Während eine der Maden sich bereits abgestorben zeigte, war die zweite Made noch sehr lebhaft aktiv und eine dritte Öffnung war bereits leer. Die beiden noch vorhandenen Fliegenmaden wurden entfernt, die Wunden gründlich gespült, desinfiziert und dann verschlossen.
Die entfernten Fliegenmaden konnten als Dermatobia hominis identifiziert werden. Die größere und noch lebendige Fliegenmade hatte eine Länge von knapp 1,9 cm.
Schon am Folgetag zeigten sich die Stellen am Hinterkopf beschwerde-, schwellungs- und rötungsfrei und nach einer Woche war alles verheilt.

  • Die klassisch sichtbaren Atemöffnungen der eingedrungenen Parasiten
  • Die Atemöffnungen nach Säuberung
  • Eine noch lebende Made bei der Entfernung aus der Kopfhaut
  • Die aus der Kopfhaut entfernten Maden der Dermatobia hominis
  • In 2 von 3 Öffnungen waren noch Fliegenmaden
  • Eine Woche nach der Entfernung der Parasiten

Fakten

Mit Myiasis bezeichnet man den Befall von Haut und Schleimhäuten durch Parasiten.
Hierbei kommt es klinisch zu juckenden und schmerzhaften Schwellungen der Haut oder Schleimhäute.
In seltenen Fällen kann es auch zum Eindringen der Parasiten in Auge, Nase, Ohr,den gastrointestinalen oder den urogenitalen Trakt kommen.
In der Folge können heftige Infektionen (durch Superinfektionen oder als Reaktion auf abgestorbene Maden) auftreten.

Bei den Parasiten handelt es sich um Maden verschiedener Fliegenarten (inkl. Schraubenwürmer, Dasseln und Bremsen). Zumeist sind diese zugehörig zur Ordnung Diptera (Zweiflügler), z.B. Cochliomyia hominivorax (Neuwelt-Schraubenwurmfliege), Chrysomya bezziana (Altwelt-Schraubenwurmfliege), Dermatobia hominis (Amerikanische Dasselfliege), Cordylobia anthropophaga (Tumbufliege), Oestrus ovis (Schafbremse), Hypoderma spp. (Hautdasseln), Gasterophilus spp. (Magendasseln), Cuterebra spp., Wohlfahrtia spp., Telmatoscopus spp.

Prophylaxe erfolgt primär durch Hygienemaßnahmen (Nahrungsmittelkontrolle, Waschen und Bügeln von Kleidung).

Medizinisch finden Fliegenmaden auch Anwendung in der Madentherapie (Maggot Debridement Therapy, MDT) zum biologischen Debridement von Gewebe. Verwendet werden dabei spezielle Züchtungen von Maden, z.B. der Goldfliege (Lucilia sericata). Entgegen einer weitläufigen Ansicht ist die Ausbreitung nicht auf nekrotisches Gewebe beschränkt und muss daher überwacht werden.

Erstellt am: 25.10.2019

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